Wenn man in einem Videospiel nicht weiterkommt, bleibt einem mitunter nichts anderes übrig, als kreativ zu werden.
Die meisten Leute, die die Berichterstattung über Metal Gear Solid V verfolgt haben, werden vermutlich schon von Quiet gehört haben. Selbst wenn Sie kein Interesse daran haben sollten, das Spiel zu spielen, war es schwer, die Kriegerin mit großer Oberweite, die so gerne Bikini trägt, zu übersehen. Sie ist mit ihrem Scharfschützengewehr auf fast allen Werbebildern und in vielen Trailern zu sehen.
Kleinere Spoiler für den ersten Teil von MGSV folgen!
Quiet ist eine Scharfschützin, die Sie rekrutieren können, damit sie Sie als „Kumpel“ auf dem Schlachtfeld unterstützt. Sie ist in manchen Situationen wirklich nützlich, vor allem dann, wenn sie es mit starken Gegnern zu tun bekommen, die Sie nicht direkt bekämpfen können. Die Sache hat einen kleinen Haken, weil es so einen natürlich geben muss: Um Quiet rekrutieren zu können, müssen Sie sie zuerst im Kampf besiegen. Es ist die coolste Auseinandersetzung, die mir im Spiel bis jetzt untergekommen ist.
Nachdem Sie einige frühe Side Ops (Nebenaufgaben) erledigt haben, werden Sie hören, dass Kaz oder Ocelot über eine flinke, kaum fassbare Scharfschützin reden, die sich in Afghanistan herumtreibt und russische Offiziere erschießt. Wenn Sie eine Side Op in Angriff nehmen, die Sie zu einem Kraftwerk (power plant) im nördlichen Teil der Karte führt (für mich war es der Stun Arm Blueprint), werden Sie in den Ruinen auf dem Weg zum Kraftwerk auf Quiet stoßen. Im einen Moment sind Sie dabei, eine typische Nebenaufgabe zu erledigen, im nächsten wird eine filmische Sequenz abgespielt und Sie bekommen es mit Quiet zu tun. Toll.
Der Kampf ist cool, kann aber schwierig sein. Ich wusste, dass ich Quiet lebend fangen wollte, doch ich verfügte über kein nicht-tödliches Scharfschützengewehr. Wann immer ich sie ins Fadenkreuz bekam musste ich mit meiner Betäubungspistole näher an sie heran und versuchen, ein bis zwei Treffer zu landen, ehe sie davonlief. Es machte Spaß! Aber es war schwierig.
Ich hätte sie ziemlich leicht mit dem Scharfschützengewehr ausschalten können, aber ich befürchtete, dass ich sie dabei töten würde und dann nicht mehr in der Lage wäre, sie zu rekrutieren. (Ich habe mittlerweile herausgefunden, dass dies kein Problem ist – sie können sie mit einer regulären Schusswaffe „töten“ und haben dann noch immer die Möglichkeit, ihr Leben zu schonen und sie zu rekrutieren.)
Ungefähr 40 Minuten lang spielten Quiet und ich miteinander Katz und Maus. Ich wurde immer besser darin, ihr zu folgen, denn ich konzentrierte mich darauf, auf den Staub zu achten, den sie beim Laufen aufwirbelte, und lauschte auf ihr verräterisches Summen. Es war ein gutes Tutorial für den Umgang mit Scharfschützen in diesem Spiel – ich lernte, wie ich außerhalb ihres Blickfelds bleiben und ihre Schüsse vorausahnen konnte, so dass sie danebenschießen würde, wenn sie mich entdeckte. Aber ich kam nicht nahe genug an sie heran, so vorsichtig ich auch war.
Mir ging langsam die Munition aus, weshalb ich Nachschub anforderte. Ich arrangierte es so, dass der Supply Drop (Nachschub) genau auf meine Position fällt und benützte dann mein iDroid, um zu sehen, ob in der Mother Base alles planmäßig läuft. Plötzlich... BUMM! Mein Supply Drop landete direkt auf meinem Kopf und schlug mich bewusstlos.
Wie der unter einem Apfelbaum sitzende Newton hatte ich eine Idee. Eine Idee... die die Menschheitsgeschichte verändern könnte.
Okay, vielleicht war es auch nur eine Idee, wie man einen Boss in einem Videospiel besiegen kann. Wie auch immer. Ich wartete, bis Quiet einen neuen günstigen Angriffspunkt/Versteck gewählt hatte.Ich taggte sie mit meinem Fernglas, so dass sie auf meiner Karte angezeigt wurde. Und dann forderte ich Nachschub an, und zwar genau an ihrer Position. Der Supply Drop sollte ihr auf den Kopf fallen.
UND ES FUNKTIONIERTE. Ich konnte es kaum glauben. Die Kiste fiel ihr genau auf den Kopf. Die Hälfte ihrer grauen Stamina (Ausdauer) Anzeige war sofort verschwunden. Ich wartete, bis sie sich wieder in Position begeben hatte, und forderte erneut Nachschub an. Es funktionierte wieder! Ihre Ausdauer fiel auf 0. Game over. Ich konnte nicht aufhören zu lachen.
Nach dem Kampf sah ich mich online um und entdeckte, dass die Supply-Drop-Taktik eine nicht mehr ganz unbekannte Methode ist, Quiet zu besiegen. Ich erfuhr auch, dass man sie einfach mit normalen Kugeln erschießen und trotzdem rekrutieren kann – hätte ich das gewusst, hätte ich reichlich zeit eingespart!
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen raten soll, den Supply-Drop-Trick sofort anzuwenden, um Quiet zu besiegen. Die ziemlich lange Auseinandersetzung mit ihr ist extrem cool. Aber ich liebe es, wenn die Simulation eines Spiels stark genug ist, mich solche Tricks ausführen zu lassen.
Ich hatte ein Problem. Ich hatte eine verrückte Idee. Ich probierte sie aus und sie funktionierte perfekt. Kann es in Videospielen etwas Befriedigenderes geben?
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