Sind Sie an einem eigenartigen Rezept interessiert? Mischen Sie einen Teil Metal Gear Solid mit zwei Teilen Broken Age. Leeren Sie diese Brühe dann über eine nette solide Schicht von George Orwells 1984 und warten Sie, bis sich das Ganze gesetzt hat. Fügen Sie dann einen Spritzer The Hunger Games hinzu und schon haben Sie Republique kreiert, das erste iOS Spiel der Camoflaj Studios. Die erste Episode ist definitiv ein einzigartiges Gebräu, aber es ist nicht immer wirklich schmackhaft.
Republique zu spielen, ist eine... interessante Erfahrung. Sie steuern einen anonymen Hacker, der einer jungen Dame im Teenageralter hilft, der mysteriösen, unterdrückerischen ”Republique” zu entkommen. Dank der scheinbar an wirklich jeder Wand angebrachten Kameras kann der Spieler das Gebiet rund um die junge Dame – sie heißt übrigens „Hope“ (Hoffnung) – auskundschaften und ihr Befehle geben, wann sie sich wohin begeben soll. Dank des elegant einfachen Steuerungsschemas sind die Navigation und das Interagieren mit der Welt sehr leicht.Wenn Sie mit dem Finger über den Bildschirm wischen, dreht sich die Kamera, die Sie gerade benützen, während ein Tippen auf den Bildschirm dafür sorgt, dass Hope sich zu dieser Stelle bewegt. Versteckte Data Logs und Interaktionen werden dem Spieler deutlich angezeigt, weshalb Sie nie verzweifelt nach Pixeln suchen müssen, um herauszufinden, was zu tun ist.
Der Hype vor der Veröffentlichung von Republique rückte Stealth und List/Intrigen in den Mittelpunkt, aber Sie werden bald erkennen, dass Republique im Grunde ein Point-and-Click-Abenteuer mit einem kleinen Bisschen Tarnen und Schleichen ist. Das wird vor allem auch durch die geringe Strafe deutlich, die Ihnen droht, wenn Sie so ungeschickt sind, sich entdecken zu lassen. Wenn Hope von einer patrouillierenden Wache geschnappt wird, gibt sie sofort klein bei und folgt dem Mann, der Sie in eine Einzelzelle steckt. Und Sie – hervorragender Hacker, der Sie sind – befreien Sie sofort aus dieser misslichen Lage. Sicher, Sie büßen dabei ein oder zwei Gegenstände ein, aber die sind ohnehin nicht so wichtig.
Außerdem werden Sie sich nicht sonderlich dafür erwärmen können, was mit Hope passiert – sie ist die Summer sämtlicher Damsels in Distress (junge Damen in Not), die je geschaffen wurden. Ihr einziger Gesichtsausdruck scheint ein bittendes Starren in die Kamera zu sein und gut die Hälfte ihre Dialoge laufen auf „Bitte, hilf mir“ hinaus. Teil des Problems ist, dass die Beziehung so einseitig ist – der Spieler hat keine Möglichkeit, aktiv mit Hope zu kommunizieren, weshalb eigentlich gar keine Chance besteht, eine richtige Beziehung aufzubauen. Es kann durchaus sein, dass Hope in den späteren Episoden mehr charakterliche Tiefe erhält, aber hier fällt es sehr schwer, sich für einen Charakter zu erwärmen, der über die Persönlichkeit einer Barbiepuppe verfügt.
Natürlich ist Republique nicht ganz ohne Reiz. Zunächst einmal ist der Interface wirklich gut. Von Seite zu Seite über den Bildschirm zu wischen, um Kameras zu bewegen, und an die Stelle zu tippen, zu der Hope gehen muss, wirkt elegant und natürlich. Sicher, es gibt den gelegentlichen Patzer und Sie schicken Hope geradewegs den bösen Jungs in die Arme – aber ansonsten wirkt das Steuerungsschema wirklich intuitiv. Bereits nach wenigen Minuten werden Sie Kameras und Computer hacken wie ein richtiger Profi. Das erste Kapitel bietet solide drei bis vier Stunden Inhalt (anscheinend wird an vier weiteren Kapiteln gearbeitet), weshalb der Preis von $5 für Republique wirklich nicht zu hoch ist.
Camoflaj gab sich alle Mühe, Republique trotz des geringen Budgets so gut wie nur irgend möglich aussehen zu lassen, und den Entwicklern ist es wirklich gelungen einiges aus der Unity Engine herauszukitzeln. Das Innere der Republique ist zu gleich schockierend bedrückend und entwaffnend kommerziell – die falschen Pflanzen und das langweilige Layout der Räume kontrastieren mit der grauen Palette und der Vielzahl der Kameras. Alle Charaktere – aber besonders Hope – sind sehr geschmeidig animiert und sehen so gut aus, wie man es auf einem Mobilgerät erwarten kann. Ich weiß, es ist ein alter Hut, anzumerken, wie weit die iPhone-Grafik in den letzten Jahren vorangeschritten ist, aber Republique könnte wirklich der Maßstab sein, nach dem alle anderen “AAA” Mobilspiele beurteilt werden.
Leider kann die Schönheit nicht über die anderen Probleme von Republique hinwegtäuschen. Bei einem so handlungsintensiven Spiel wie Republique ist es ein schwerer Mangel, wenn es keinen Protagonisten gibt, mit dem man mitfiebert.Ohne Sinn für Humor und ohne faszinierenden Charakter, mit dem man sympathisiert, wirkt Republique letztlich so hohl und leblos wie Hope selbst.
PRO: Exzellente Präsentation; hervorragende Leistungen der Sprecher; intuitive Steuerung.
CONTRA: Langweilige Hauptfigur; Versagen hat keine schlimmen Konsequenzen; wirkt nicht wie sein Stealth Spiel.
Abschließende Bewertung
Spiel: 5,5
Spaßfaktor: 5,0
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen