Lassen Sie mich von einem Moment in Welt fünf von Donkey Kong Country: Tropical Freeze erzählen. Das ist ein wenig spät im Spiel, aber der Moment ist oh so typisch (und es ist kein Spieler, sofern Sie die genaue Platzierung der Plattformen nicht als Spoiler betrachten). Was Sie von diesem Moment halten, wird darüber entscheiden, was Sie von diesem Spiel halten.
Hier wären wir. Wir spielen Donkey Kong, mit Dixie Kong auf unserem Rücken. Rein technisch betrachtet, spielen wir gerade den Zwei-Spieler-Modus, aber nicht wirklich (mehr dazu später):
Das Spiel, das wir spielen, ist ein Sidscroller. Ein Platformer. Ein sehr schwieriger Platformer. Und diese Szene hier ist Very Difficult Platforming 101. Oder 102. Oder wie immer die Klasse für fortgeschrittenere Spieler heißt.
Sie müssen wissen, wir haben ein paar Probleme. Gefahren lauern auf uns. Aber uns stehen einige Optionen offen.
Als Donkey Kong können wir Springen, rollen und auf den Boden schlagen. Mit Dixie auf unserem Rücken können wir in der Luft schweben und uns sogar noch ein Stück nach oben bewegen und dann mit einer leichten Bewegung nach links oder rechts zu Boden gleiten. Er kann außerdem hinaufspringen und jedes Gras packen, das von einem Überhang herunterwächst. Das ist es, was wir hier tun wollen.
Aber...
Das, was wir packen möchten, pendelt an einem Drehgelenk auf und ab.
Noch problematischer ist, dass wir uns in einer Art Kraftwerk befinden und auf fließenden Strom und Funkenschlag achten müssen. Wenn einer dieser kleinen weißen Knotenpunkte, die wir sehen können, mit einem der kugelförmigen käfigartigen Dinge in Berührung kommt, dann fließt Strom.
Das ist schlecht.
Tut mir leid, Dixie!
Wir müssen zu der sich bewegenden Plattform auf der rechten Seite gelangen, die von einer Seite zur anderen gleitet. Die beste Vorgangsweise? Die mit Gras bewachsene Decke packen, nach rechts hangeln, ehe es sich zu sehr neigen kann und dann auf die sich bewegende Plattform springen...
Das Problem ist nur, dass die sich bewegende Plattform... sich bewegt! Außerdem verfügt sie über einen jener Knotenpunkte (nodes), der eines dieser käfigartigen Dinger berühren kann, weshalb sie kurzfristig unter Strom stehen kann. Und das ist noch nicht alles, denn Sie gleitet auch noch unter zwei tödlichen elektrischen Barrieren hindurch.
Sie müssen wissen, dass Sie viele dieser Gefahren, die auf Sie zukommen, nicht sehen können, während Sie spielen. Sie erkennen ein Problem, lösen es, sehen weitere Probleme kommen – und wenn Sie zu viel über mögliche Lösungen nachdenken, sterben Sie.
So spielt man das Spiel.
Versuchen. Sterben. Nochmals versuchen.
Sie werden sich verbessern.
Sehen Sie?
Und dann werden Sie wieder sterben.
Sie werden wieder sterben, weil Donkey Kong Tropical Freeze ein Spiel ist, das Sie zentimeterweise spielen. Es ist ein Spiel, das Sie Dinge lehrt, indem es Sie tötet, was, wie ich zugeben muss, bisweilen, Spaß macht. Mitunter treibt es aber auch zur Weißglut. Zuzeiten wirkt es, als hätte man die schlimmsten Elemente eines älteren Spieldesigns zusammengetragen, das anscheinend entwickelt wurde, um Münzen zu fressen oder die jungen Leute zu beschäftigen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sich die Kosten einer Cartridge gelohnt haben.
Andererseits gibt es kaum eine größere Befriedigung, als eines jener schwierigen Hindernisse zu überwinden, die einen zuvor so oft das Leben kosteten.
Würde Sie das glücklich machen? Wäre es den Zeitaufwand und den Ärger wert?
Donkey Kong Country Tropical Freeze ist der fünfte Donkey Kong Country Sidescroller und der zweite, der von Nintendos in Austin, Texas angesiedelten Retro Studios in Zusammenarbeit mit Nintendo Produzenten aus Kyoto, Japan entwickelt wurde. Die Spiele waren immer schon für ihren hohen Schwierigkeitsgrad bekannt. Sie zählen außerdem zu den schickeren und raffinierteren und Nintendo Spielen. Und Komponist David Wise machte sie zu sehr, sehr gut klingenden Spielen, weshalb besonders erfreulich ist, dass er hier wieder zum Zug kam.
Nintendos ist allerdings nicht gerade arm an Sidescrolling-Helden und ich muss feststellen, dass Donkey Kong in meinen Augen nie ganz mit seinen Kollegen mithalten konnte. Seine Spiele machten Spaß, aber ihnen fehlte das grenzgeniale Leveldesign der besten Mario und Yoshi Sidescrollers. Seine Gegenspieler machten Spaß sein ove-Set war anständig, aber in beiden Belangen wird er von Kirby übertrumpft.
Doch eines schien Donkey Kong Nintendos anderen Charakteren voraus zu haben: Die Entwicklerteams sahen den Affen aus irgendeinem Grund als Gelegenheit, die bestmögliche Grafik aus dem jeweiligen System herauszukitzeln. Er inspirierte Entwickler dazu, seine Spiele zu technischen Prunkstücken zu machen und jeden Level zu einem beeindruckenden Schaustück. In dieser Hinsicht – vielleicht auch im Hinblick auf den Schwierigkeitsgrad der Donkey Kong Country Spiele – könnte man die Serie fast als Versuch Nintendos ansehen, so etwas wie ein sidescrolling Call of Duty zu machen, denn hier wurde immer auch großer Wert auf Spektakel gelegt, was für Nintendo ansonsten untypisch ist. Die Resultate sind, wie auch Tropical Freeze beweist, oft atemberaubend.
Ein Level spielt in einem Unwetter:
Ein anderer in einem Großbrand:
Wieder ein anderer in einem riesigen Sägewerk:
Ein anderer unter Wasser, wobei Sie es mit einem wütenden Oktopus zu tun bekommen:
Gewährte Donkey Kong Tropical Freeze den Spielern mehr als eine kurze Pause, um zu Atem zu kommen oder frustriert über das mitunter teuflische Leveldesign zu fluchen, würde es ihnen meiner Meinung nach zahlreiche "Wow"s entlocken.
Es ist ein Sidescroller im Gewande eines Blockbuster.
Nur... es ist keiner.
Es ist keiner, weil Blockbusters – denken Sie an die großen Hollywood Blockbusters – leicht und ohne Probleme konsumiert werden können. Wie auch die Call of Duty Kampagnen. Und die Kirby Platformers und viele andere Spiele. Doch bei diesem ist das nicht der Fall. Nein, das ist hier das Überraschende: Wir haben es mit einem Spiel zu tun, das aussieht, als wäre es für den Popgeschmack gemacht, aber es ist so gestaltet, dass es nur den Mutigen und den Hardcore-Spielern wirklich vergnügen bereiten kann. Es wurde gestaltet, um von Leuten gespielt zu werden, die sich nach Unterhaltung sehnen, deren Konsum schmerzhaft ist. Kein Schmerz, kein Vergnügen, wie es so schön heißt.
Wissen Sie was? Zahllose Spiele lieben das fürchterlich schwierige Flappy Bird. Vielleicht gibt es also viele Leute, die auch ein Spiel, das so schwierig ist wie Tropical Freeze, lieben würden. Müheloses Popcorn ist es entschieden nicht.
Also was wird geboten?
Sechs Welten. Drei mögliche Partnercharaktere, die ihre Lebensherzen verdoppeln, Ihnen dabei helfen können, weiter zu springen, und kooperativ gesteuert werden können. Eine eindringende Meute von Pinguinen, Robben, Walrössern und anderen Eindringlingen aus kälteren Regionen, die sich an Donkey Kongs tropischen Lieblingsorten breitmachen. Sehr viele Bananen. Sehr viele Goldmedaillen, die darauf warten, eingesammelt zu werden. Viele Plattformen, auf die Sie springen, Minenwägelchen (Hunte), in denen Sie fahren, Fässer, von denen Sie weggeschossen werden, und Raketen, auf denen Sie reiten können. Außerdem gibt es Rambi das Rhinozeros.
Außerdem... ächz... auf Mustererkennung basierende Bosskämpfe, die mich daran erinnern, warum ich Bosskämpfe hasse ( ich weiß, ich weiß, Sie und viele andere lieben genau diese Begegnungen!). Wenn das nicht Teile von Spielen sind, die einem mächtig viel Zeit rauben.
In Tropical Freeze gibt es nichts, was DKC Veteranen schockieren wird, aber sehr viel, das sie erfreuen wird. Dies ist schließlich der erste High-Definition-Titel der Serie. Es ist der erste für die Wii U und er erinnert uns eindrücklich daran, dass Nintendos Konsole zu einigen technisch beeindruckenden Dingen fähig ist. Das Spie ist technisch wirklich ausgereift und es ist erfreulich und mutig, dass der Bildschirm des Wii U Controller ignoriert wird, sofern man nicht ohne TV-Gerät spielt. Es wurde auf Hardware-Gimmicks verzichtet, weshalb das Spiel angenehm pur wirkt.
Der Look des Spiels ist stimmig und wie aus einem Guss. Die Levels sind nicht einfach nur thematisch gestaltet, sondern sie sind so gebaut und so animiert, dass sie wirklich zusammenzugehören scheinen. Sie erwecken den Eindruck, sie könnten wirklich existieren, wenn das Sinn ergibt, wenn man über ein Videospielgenre spricht, bei dem niemand fragt, warum Plattformen einfach so in der Luft schweben können.
Hier ist ein Beispiel dieser visuellen Logik (es stammt aus einem Level der vierten Welt des Spiels):
Um den Schwierigkeitsgrad des Spiels zu rechtfertigen oder vielleicht auch nur, um diesen zu kompensieren, geben die Designer von Tropical Freeze den Spielern viele Gelegenheiten, zusätzliche Leben dazuzugewinnen sowie die Möglichkeit, die Levels des Spiels mit zusätzlichen Kräften (Powers) in Angriff zu nehmen.
Diese speziellen Kräfte, die mit den Medaillen gekauft werden, die man in den Levels eingesammelt hat, können dem Spieler ein extra Herz in der Lebensanzeige bescheren, eine schmerzlose Wiederbelebung, wenn er das erste Mal in die unendlich tiefe Grube eines Levels fällt, oder auch eine kurze Periode der Unbesiegbarkeit, wenn er das erste Mal versehentlich mit einem Feind zusammenstößt. Ich nützte diese Fähigkeiten sehr, sehr oft, aber zum Glück gingen mir nie die Medaillen aus, um weitere zu kaufen. Gott sei Dank. Ich brauchte sie, bis ganz zum Schluss.
Im Spiel gibt es jede menge Bananen, die eingesammelt werden wollen, wobei jede 100. ein kostenloses zusätzliches Leben gewährt. Sie werden viele diese Bananen verpassen, wenn Sie kein scharfes Auge für versteckte Bereiche haben. Das Spiel ist voll damit, was einer der entzückendsten Aspekte von Tropical Freeze ist. Es gibt immer und überall versteckte Geheimnisse. Also passen Sie gut auf! Seien Sie neugierig!
Das Spiel ist zwar sehr großzügig, was Boni anbelangt, aber seine Herangehensweise an den Schwierigkeitsgrad ist nicht so einheitlich und gelungen wie Grafik und Sound. So scheint zum Beispiel das kooperative System für zwei Spieler so gestaltet zu sein, dass man es ausnützt (Exploits!).
Wenn zwei Spieler gemeinsam spielen, kann der Partnerspieler selbst erkunden und kämpfen oder sich einfach nur auf Donkeys Rücken mittragen lassen und Kügelchen verschießen, um damit Feinde zu betäuben. Keine große Sache.Aber das kooperative Spiel verdoppelt auch die Herzen, die Ihnen zur Verfügung stehen, und zwar für beide Charaktere. Und das macht einen großen Unterschied, wenn man die schwierigsten Levels des Spiels spielt. Und das ist ideal für Solospieler, wie ich einer bin, denn es genügt, einen zweiten Controller einzuschalten, den Partnercharakter auf Donkey Kongs Rücken zu setzen und schon kann man sich munter durch den Level schwingen. Doppelt so viele Leben, und zwar die ganze Zeit! Außerdem verfügen die Partnercharaktere über zusätzliche Fähigkeiten, die Donkey Kong besser springen lassen, wodurch jede einzelne Platforming-Herausforderung um einiges leichter zu bewältigen ist. Und ja, Sie können diese Partnercharaktere auch im Einzelspieler-Modus bekommen, aber Sie können nicht davon ausgehen, immer über einen zu verfügen, wenn Sie nicht im Co-op-Modus spielen.
Die einzigen Gründe, den Co-op-Modus als Einzelspieler nicht auszunützen sind: 1) Das Spiel vernichtet zwei Leben auf einmal, wenn Sie so spielen und 2) Der zweite Controller wechselt alle paar Minuten in den Schlafmodus, wodurch das Spiel pausiert wird. Weder das Eine noch das Andere ist eine große Sache, aber es wirkt seltsam und Nintendo-untypisch, dass diese Option nicht nur verfügbar ist, sondern geradezu ratsam. Es wirkt irgendwie nachlässig.
Mit sehr viel Geduld und kontinuierlicher Verbesserung seiner Fähigkeiten kann jeder Spieler mit Donkey Kong Tropical Freeze viel Spaß haben. Mangelt es Ihnen an Geduld und/oder Fähigkeiten, werden Sie reichlich frustrierende Momente erleben. Ich empfehle dieses Spiel Leuten, die sich nach ein wenig Schmerz und Mühe sehnen – Schmerz und Mühe, verpackt in ein wunderschönes Abenteuer.
Stellen Sie nur sicher, dass das Timing Ihrer Sprünge stimmt.
Und versuchen Sie, sich an das hier zu gewöhnen:
PRO: Großartige Präsentation mit üppiger Grafik und charmanter Musik; unglaublich herausfordernd, wirkt aber nie unbezwingbar; neue Kongs ermuntern zu unterschiedlichen Spielstilen.
CONTRA: Ist für manche Geschmäcker einfach zu schwierig; kooperatives Spiel ist enttäuschend.
Abschließende Beurteilung
Spiel: 8,5
Spaßfaktor: 8,0
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