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Gran Turismo 6 – Der Spaß und Spiele Test

 

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Sehen Sie das Spiel in Ihrem Regal, das den Titel Gran Turismo 5 trägt? Nehmen Sie es zur Hand. Werfen Sie es nun in den nächstbesten Mistkübel und vergessen Sie, dass es dieses Spiel je gab. Gran Turismo 6 ist genau das Rennspiel geworden, zu dem PS3 und Polyphony Digital fähig sind. Besser kann eine Konsolengeneration, was Autorennen betrifft, kaum enden. Das Spiel ist so gut, dass selbst seine kleinen Mängel nicht verhindern können, dass es die Generationenkluft überwindet und den Titel „Beste Konsolen-Autorennen-Simulation“ an sich reißt – da muss ich die nächste Generation warm anziehen.

Selbst auf Hardware aus dem Jahre 2006 schafft GT6 von Haus aus 1080p, 60fps (Ausnahmen sind nur Replays und Momente, in denen sich besonders viel tut) und bietet makellos modellierte, lizenzierte Autos. Und quasi zum Drüberstreuen gibt es auch noch Tag/Nacht-Übergänge und Rennen bei Nässe. Es ist das Vollbedienungspaket, und zwar gleich aus der Box, wodurch es seinen Next-Gen-Konkurrenten (*hust* Forza 5) wie eine Demoversion wirken lässt. Für Lens Flare Effekte (Blendenflecke). Ja, ich spreche es an.

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Das Erste, was Ihnen auffällt, wenn Sie das erste Rennen in Brands Hatch bestreiten, ist das sehr gute Ansprechverhalten der Steuerung. Es dreht sich alles um Realismus, Gewichtsverlagerung und Trägheit der Masse, aber die Strecken bieten genügend Grip, damit Sie mit einem geschickten Manöver einen langsameren AI-Wagen relativ schnell hinter sich lassen können und nicht rundenlang hinter ihm herfahren und auf einen Fehler warten oder selbst über die Fahrfähigkeiten eines echten Profis verfügen müssen. Ich kann nicht genug betonen, dass das Fahren eines Rennautos in keinem derzeit erhältlichen Spiel so realistisch und mitreißend wirkt wie in GT6. Wer gerne simulierte Autorennen bestreitet, wird dieses Spiel lieben.

Natürlich sollten Sie zuallererst alle Assistenten/Hilfen ausschalten, darunter die obligatorische dynamische Rennlinie, Traktionskontrolle, ABS und was es sonst noch an technischen Spielereien gibt. Das Spiel braucht sie nicht und Sie brauchen sie ebenfalls nicht. Wieso? Weil die Rennwagen auch in ihrem „Naturzustand“ so gut steuerbar und so perfekt zwischen Realismus und Beherrschbarkeit/Zugänglichkeit ausbalanciert sind, dass man sogar mit einem DualShock 3 fast auf den Zentimeter genau fahren kann.

Das Spielen mit dem Pad ist wirklich unterhaltsam, aber Puristen werden natürlich ein Lenkrad bevorzugen. Mit einem Rennsitz und einem Logitech Driving Force GT Force Feedback (Kraftrückmeldung) Set wird die Erfahrung um einiges realistischer, aber auch viel physischer, da Sie wild lenken müssen, um Übersteuermomente abzufangen. Das Force Feedback (Kraftrückmeldung) ist stark und solide und kreiert im Zusammenspiel mit den ultra-flüssigen Bewegungen des Spiels ein Gefühl des geschmeidigen Fahrens, das man lange und oft genießen möchte.

Wenn Sie jedoch eine Kurve nicht richtig hinbekommen – es spielt keine Rolle, mit welchem Controller -, ist die resultierende Physik etwas Besonderes. Bei manchen Autos bedeutet der plötzliche Verlust von Bodenhaftung, dass sie in die Begrenzungen rutschen. Wenn Sie hingegen einen 4WD Mitsubishi Lancer Evo steuern, müssen Sie nach einem solchen Fehler einige Sekunden in bester Rallyemanier über Gras und Schotter fahren und versuchen, den Wagen auf die Strecke zurückzubringen. Beide Simulationen sind vorbildlich.

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Im unterschied zu vielen modernen Autorennspielen gibt es hier keinen Rückspul-Button. Aber der ist ohnehin nur der Ausweg für Cheater. Zum Ausgleich beenden Unfälle Ihr Rennen nicht, denn wenn Sie mit Ihrem Wagen gegen eine Mauer krachen, wird dadurch die Steuerung des Fahrzeugs bei weitem nicht so stark beeinträchtigt, wie es in Forza oder GRID der Fall ist. Schäden sind auf verschrammte Texturen beschränkt; hier müssen Sie nicht befüchten, plötzlich nur mehr im dritten Gang herumzugurken. Sie sind im Grunde unzerstörbar – und das ist der eine Bereich, in dem die GT Serie der Konkurrenz noch hinterherhinkt.

Davon einmal abgesehen, hat Polyphony ganz eindeutig einige wertvolle Lektionen aus seinem GT5-förmigen Fehltritt gelernt. Zunächst einmal erweisen sich nun alle Rennstrecken der HD-Auflösung würdig. Das Laubwerk ist natürlicher und die Lichteffekte verleihen selbst den einfachsten Rennen auf den generischsten Strecken eine gewisse Atmosphäre. Das Spiel sieht außerdem in 1080p deutlich besser aus in 720p, da die Pixel Meshes, die für entferntes Blattwerk verwendet werden, weniger bemerkbar sind. Es gibt aber einige zackige Linien, die beweisen, dass dieses Spiel mit und für Technologie der jetzt letzten Generation entwickelt wurde, auch wenn es als PS4 Spiel durchgehen könnte, wüsste man es nicht besser.

All das hätte keine Bedeutung, wäre das Fortschrittssystem (progression system) noch immer völlig kaputt, aber dieser Aspekt des Spiels wurde gehörig überarbeitet. Die Menüs wurden vereinfacht und bieten nun logische Shortcuts – es wird Ihnen zum Beispiel gezeigt, welche Autos in Ihrer Garage für das aktuelle Rennen zur Verfügung stehen – und Sie können „Kaffepause“ Events spielen, wenn Sie sich nach ein wenig Abwechslung von den gestaffelten Events der Hauptkarriere sehnen. Es ist fast so, als wäre dieses Siel für die Spieler gestaltet worden und nicht nur zum Vergnügen von Kazunori Yamauchi.

Leider ist es noch immer möglich, mit einem schnelleren Wagen in einen Event einzusteigen und so leichter zu gewinnen, aber das ist bei weitem nicht mehr so schlimm wie der „Meilen voraus bei Kurve 1“ Wahnsinn von GT5. Erreicht wird das durch die neue „PP“ Nummer. Die meisten Events haben ein PP Limit, was bedeutet, dass Sie, wenn das PP Ihres Wagens zu hoch ist, damit nicht am Rennen teilnehmen dürfen (Sie in den hinteren Reihen, hören Sie auf zu kichern). Diese Lösung ist nicht perfekt, aber sie ist viel besser als das, womit wir uns beim letzten Spiel abfinden mussten.

Die AI ist hingegen keinen Deut besser als zuvor. Die AI Fahrer wirbeln Staub auf, wenn Sie von der Ideallinie abkommen, und die Führenden zeigen ein Mindestmaß an Willen, ihre Position zu verteidigen, aber sie sind noch immer anonym und roboterartig. Das Seltsamste an ihrem Verhalten ist, dass oft ein oder zwei vom Start weg Tempo machen, rund 12 Sekunden Vorsprung herausfahren und dann darauf zu warten scheinen, dass Sie sie in der letzten Runde wieder einholen. Sie können auf der Karte sehen, wie sie mehr oder weniger um die Kurven kriechen. Wahnsinn. Die AI kann mit der Qualität der übrigen Elemente des Spiels nicht mithalten, wodurch diese Mangel noch mehr hervorsticht.

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Ich bin eigentlich nicht einer, der Quantität den Vorzug vor Qualität gibt, aber bei GT6 ist das kein Problem, da beides in großzügigen Mengen geboten wird. Ich möchte nicht über Forza 5 herziehen, aber während dieses Spiel sehr rasch zu bereits gefahrenen Strecken zurückkehren muss, erfreut GT6 die Spieler noch lange mit immer neuen Rundkursen. Es werden nicht nur Bathurst, Spa und Silverstone geboten, sondern auch Monza, Suzuka, Brands, Motegi und Daytona. Und etliche mehr. Und da sind noch nicht einmal die für das Spiel eigens gestalten Strecken, die Rallystrecken und die Kart-Events dabei. Oh, und es gibt Schneerennen in Chamonix. UND SOGAR AM MOND KÖNNEN SIE FAHREN. (Anmerkung: Mondrennen sind albern, langsam und albern. Aber es gibt sie.)

GT6 wartet mit den meisten, wenn nicht allen Eigenarten der Serie auf, aber es hat sich geschickt aus dem eigenen Auspuff gezogen, 99% des prahlerischen Gewäschs weggelassen und zu alter Größe zurückgefunden. Mit Konfettiregen nach dem Rennen (ein billiger Effekt, aber mir gefällt er), Gitarrenfanfaren, wenn man gewinnt und einer coolen Präsentation wirkt es wieder wie ein echtes Videospiel.

GT kommt auch auf die PS4, aber diese Maschine ist nicht mehr vonnöten, um die Serie zu retten. Dieses Spiel ist all das, was GTA 5 sein hätte sollen. Vergessen Sie also, das dieses Spiel je existierte, genießen Sie das neue und fragen Sie sich dabei, warum man auf GT4 gleich GT6 folgen ließ.

PRO: Extrem viel qualitativ hochwertiger Inhalt; brillantes, sehr unterhaltsames Fahrmodell; wunderschöne grafische Gestaltung mit Tag/Nacht-Wechsel; viele verschiedene Straßenbeläge und feuchtes Wetter.

CONTRA: Fragwürdige AI; nicht wirklich ausgefeilte Balance; noch immer keine vernünftige Schadensmechanik.

Abschließende Bewertung

Spiel: 8,75

Spaßfaktor: 9,5

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