Leisure Suit Larry: Reloaded - Der Spaß und Spiele Test

 

Sex war widerlich, nicht verständlich und seltsam. Aber aus irgendeinem Grund sollte ich ihn wollen. Das war eine der Lektionen, die ich vor langer Zeit von Leisure Suit Larry lernte, das ich als Teenager noch gar nicht spielen hätte dürfen. Anno 2013 wirkt das überarbeitete – verbessert möchte ich nicht sagen – Sex-/Komödienspiel noch immer wie etwas, das ich nicht erleben sollte. Aber diesmal liegt es daran, dass das Spiel nicht sehr gut ist.

Von meinen Eindrücken beim ersten Durchspielen von Leisure Suit Larry ist mir nicht mehr viel in Erinnerung geblieben, da dies viele Jahrzehnte zurückliegt. Mir fällt nur noch ein, dass es eine Erfahrung war, die ich mit einigen Freunden teilte, die das Spiel irgendwie in die Hände bekommen hatten. Wie viele Spieler, die heute ein gewisses Alter erreicht haben, erlebte ich Al Lowes komisches Abenteuer, als ich minderjährig war. Viel von seinem vulgären Humor war damals noch zu hoch für mich, aber ich wusste, dass ich mich tief in den Gefilden der Tabus befand, von denen ich noch keine Ahnung haben sollte.

Heute – mit den unzähligen Arten, auf die sich das Sprechen über Sex verändert hat, und der bloßen Existenz des Internets — haben sich die Grenzen dessen, was in unseren Breiten noch als Tabu angesehen wird, massiv verschoben. Es gibt dieses Meta-Bewusstsein, dass die Leute hinter mehr oder weniger verschlossenen Türen alle möglichen abartigen Dinge tun uns dass das ganz in Ordnung ist, solange es einvernehmlich geschieht und sich niemand etwas zerrt. Mit diesen zusätzlichen thematischen Möglichkeiten hätte es Larry Schöpfer Al Lowe gelingen können und eigentlich müssen, seine Paradekreation lustiger denn je zurückzubringen, vor allem auch deshalb, weil tausende Unterstützer auf Kickstarter mehr als $650.000 für dieses Unterfangen zur Verfügung stellten.

Die Grundlagen der Leisure Suit Larry Vorlage wurden hier unverändert beibehalten. Sie spielen einen 40 Jahre alten, einen Disco-Anzug tragenden Verlierer namens Larry Laffer und wandern durch die Stadt der Lost Wages (Las Vegas), wobei Sie versuchen, Ihre Jungfräulichkeit zu verlieren und angeblich ganz nebenbei die wahre Liebe zu finden. Manche Witze wurden eher unbeholfen modernisiert, während andere – etwa das Angry Broads Videospiel im Mini-Markt – krampfhaft versuchen, sich über die Zeit lustig zu machen, die seit Larrys Glanzzeit vergangen ist. Aber diese Dinge lassen die Geschehnisse unglaublich veraltet wirken.

Die visuelle Gestaltung von Reloaded erscheint enttäuschend altmodisch. Die Zeichenkunst ist sehr unausgewogen und kreiert weder Charme noch allumfassende Ästhetik, so dass dem Spieler kaum etwas in Erinnerung bleibt. Die Grafik ist in High-Def, aber das ist eigentlich schon ihr einziger Vorzug. Wie die obszönen Anspielungen und kitschigen Sprüche, die aus den Mündern aller Charaktere strömen, ersticken auch visuelle Gags jeden Schirm, durch den Sie sich klicken. Reloadeds Rettung ist der funkige, jazzige Soundtrack von Austin Wintory, der für die durchwachsenen Sprecherleistungen entschädigt. Doch der Eindruck insgesamt ist, dass sich Lowe und seine Mitarbeiter nie die Mühe machten, das Gute vom Schlechten zu trennen.

Aber das schlimmste Vergehen ist die Art und Weise, wie das Spiel die Spieler „grinden“ lässt. Und nein, nicht auf eine gute Weise. Selbst wenn Sie einen Speicher/Neulade-Trick nützen, der Ihnen erlaubt, Gewinne zu stapeln/aufzuhäufen, ohne alles verlieren zu müssen, werden Sie sehr viel langweilige Zeit an den Spielautomaten von Lost Vegas verbringen. All dieses Füllmaterial wäre akzeptabel, wenn man dafür qualitativ hochwertigeren Spaß kaufen könnte. Aber das ist nicht möglich.

Das erste LSL gewann seine Fans, indem es ihnen eine geile, verfängliche Version der typischen Trial-and-Error-Abenteuerspielmechaniken bot. Aber letztlich wirkt das, was damals wagemutig wirkte, heute ein wenig antiquiert, ungefähr wie ein Stapel Sexmagazine eines schrulligen Onkels. Sie erkennen als Erwachsener, dass sie geschmacklos sind, aber Sie werden wehmütig, weil Sie ihnen anno dazumal das eine oder andere Mysterium des Lebens enthüllten. Aber nostalgische Gefühle reichen nicht aus, um das zu amortisieren, was hier geboten wird.

LSL:R wirkt wie eines jener Spiele, die sich hinter dem Motto „Wir machen uns über alles und jeden lustig“ verstecken. Aber um vor Kritik und Spott sicher zu sein, muss so ein Spiel zumindest gut sein, wenn auch nicht unbedingt großartig. Reloaded ist leider weit davon entfernt, gut zu sein. Ja, Larry ist ein Verlierer-Protagonist und wird bei den meisten seiner Begegnungen zum Ziel des Spotts und der Witze, aber die langweiligen Stereotypen und schwachen Witze sorgen dafür, dass der Spieler derjenige ist, der sich veräppelt fühlt.

Es ist nicht einfach nur ein Fall von schlechtem Geschmack; man hat das Gefühl, dass es hier überhaupt keinen Geschmack gibt. Sie müssen sich nur irgendwelche Folgen von South Park, Archer, Futurama oder Family Guy ansehen, um zu verstehen, wie heutige Juwelen der unhöflichen Komödie glänzen können. Trotz der Discokugeln gibt es in Leisure Suit Larry: Reloaded nichts, was glänzt. Und wenn Sie auf einem Computermonitor sexuelle Akte sehen möchten, stehen Ihnen in unserem modernen Zeitalter zahlreiche andere Optionen zur Verfügung. Ob Sie sich nach Gelegenheiten zum Lachen oder nach erotischem Kitzel suchen, in Leisure Suit Larry: Reloaded werden Sie weder das Eine noch das Andere finden. Das Spiel wirkt wie etwas, das nicht existieren müsste.

PRO: Die Musik ist gut und eingängig; nostalgische Gefühle werden geweckt.

CONTRA: Wenig einfallreiches Point-and-Click-Gameplay; ärgerlicher „Grind“; kaum gute Witze; nachlässige visuelle Gestaltung.

Abschließende Bewertung

Spiel: 3,0

Spaßfaktor: 3,5

Für den Test wurde die PC-Version gespielt. Ich spielte die Story in ungefähr vier Stunden komplett durch.