"Danach haben wir nicht verlangt!" ertönte der Schrei der PC- und Konsolenfans, die sich über die Enthüllung ärgerten, dass das nächste Deus Ex ein episodisches Mobil-Abenteuer werden würde. Sie möchten es nicht auf ihren Mobiltelefonen oder Tablets spielen. Und das ist wirklich schade, denn The Fall ist ein Deus Ex Spiel das fast an Human Revolution heranreicht.
Statt mit Human Revolutions' Adam Jensen erfreut man uns hier mit zwei Charakteren aus James Swallows Roman Deus Ex: Icarus Effect — es sind dies Söldner Ben Saxon und seine unspielbare Partnerin, die ehemalige Bundesagentin Anna Kelso, die jetzt auf der Flucht ist.
Beide leiden unter einem schwächenden Leiden, das dadurch verursacht wird, dass ihre Körper die umfangreichen kybernetischen Verbesserungen abstoßen, weshalb sich Saxon aufmacht, in der goldenen und neonfarbenen Welt von Panama anno 2027 immer schwerer zu bekommende Medizin aufzutreiben.
Wie von einem Deus Ex Titel nicht anders zu erwarten, findet Saxon nicht die Medizin, die er benötigt, sondern stößt stattdessen auf eine Unternehmensverschwörung, die mit der zwielichtigen militärischen Organisation zu tun hat, der er einst angehörte.
Deus Ex: The Fall ist, wie auch die anderen Spiele der Serie, eine überzeugende Mischung von Rollenspielmechanik und First-Person-Action (Schießen und Schleichen), wobei dem Spieler immer mehrere Möglichkeiten geboten werden, die Hindernisse, die ihnen den Weg versperren, zu umgehen. Wenn drei bewaffnete Gangster zwischen Ihnen und Ihrem Ziel stehen, können Sie sich sicher sein, dass es einen Weg gibt, sie zu umgehen – Hacking, Schleichen, etc. -, der von Ihnen nicht verlangt, zur Pistole zu greifen und die bernsteinfarbenen Korridore rot zu streichen.
Falls jemand plant, sich die Hände nicht schmutzig zu machen, kann er sich freuen, denn es ist ziemlich leicht, sich mit Hilfe der unerwartet flüssigen analogen Sticks durch die Seitengassen von Panama zu bewegen. (Das geht übrigens auch durch Tippen auf den Boden an der Stelle, zu der sich der Charakter bewegen soll, wenn Ihnen das lieber ist.) Ich hatte bei so manchem Mobil-FPS mit den virtuellen Sticks zu kämpfen, weshalb ich angenehm überrascht war, wie gut sich die Bewegungen in The Fall anfühlen.
Das Schießen? Nun, sie taten, was sie konnten. Die Lösung, die den Entwicklern eingefallen ist, ist nicht annähernd so effektiv wie die gute alte analoge Steuerung, aber sie hätte viel schlechter sein können. Die Feinde können angetippt werden, um sie als Ziel zu definieren, und dann müssen Sie das Visier genau richtig ausrichten, ehe Sie feuern. Mit zwei Schieß-Buttons auf dem Nutzerinterface fand ich es am besten, die Kamera mit dem rechten Daumen zu kontrollieren und mit dem linken zu schießen. Falls Sie das Bedürfnis haben, heimlich vorzugehen, sollten Sie die Customization-Option für das Nutzerinterface öffnen und den rechten Feuer-Button ganz entfernen. Zu oft wurde mein katzenhaft stilles Vorgehen durch das versehentliche Abfeuern meiner Waffe ruiniert. Das Ganze ist ein wenig schwerfällig, aber nicht so störend, dass es zu Frustration führt.
Natürlich gibt es Verbesserungen (augmentations), die Plätzen zugewiesen werden wollen, was den Spielern die Möglichkeit gibt, ihren Spielstil durch die sorgfältige Zuweisung von Praxis Punkten aufs Feinste abzustimmen. Möchten Sie ein Meister-Hacker sein? Ein Super—Soldat? Ein Gespenst in der Maschine? Das alles ist möglich – nun ja, bis aufs Springen. Es wird im ganzen Spiel nicht gesprungen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir fehlen würde.
Der andere große Unterschied zwischen The Fall und seinem Konsolencousin ist der Store.
Credits, die durch normales Spielen verdient werden, können sofort für Munition und Vorräte ausgegeben werden. Daneben können Sie mächtigere Waffen erwerben, den Erfahrungszugewinn beschleunigen oder einige zusätzliche Saxon Punkte erweben, um Saxons Fähigkeiten zu verbessern. Diese Dinge sind nach wie vor in der Umgebung verstreut und können von Ihnen gefunden werden – es gibt nur jetzt eine bessere Möglichkeit.
Ich sage besser, aber in Wirklichkeit reißt sie einen aus dem Spiel. Wo kommen all diese Gegenstände her? Wie gelingt es Saxon, magisch seine Pistole nachzuladen? Es scheint den Feinden im Spiel gegenüber unfair zu sein, aber das ist der Preis, den wir bezahlen, um die Möglichkeit, mit barem Geld zusätzliche Credits zu kaufen, für den Spieler attraktiv zu machen.
Verdammt, ich hätte selbst fast welche gekauft, und zwar während dem, was man in diesem Spiel als Bosskampf bezeichnen könnte, bis ich erkannte, dass ich – im Gegensatz zu den Bossen in Human Revolution — den Kampf durch heimliches Vorgehen komplett umgehen konnte. In diesem einen Fall erfüllte The Fall das Versprechen von Deus Ex besser als sein Konsolen-Gegenpart.
The Fall spielt sich nicht ganz so gut wie Human Revolution. Es sieht auch keinesfalls so gut aus...
...aber all die Elemente, die die Spieler an den Konsolen- und PC-Titeln lieben, sind hier vorhanden, von den goldfarbenen Umgebungen, die zugleich futuristisch und abgelebt wirken, bis zu der so wichtigen Macht der Wahl – das Kennzeichen der Serie. Nun, das und clevere Easter Eggs.
Die erste Folge mag mit Hauptmission und Nebenmissionen nur rund fünf Stunden Gameplay bieten, aber da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, an die Situationen heranzugehen, und noch dazu eine New Game+ Option, hat man reichlich zu tun, während man auf das nächste Kapitel der Story wartet.
Sollten sich Fans über das Mobildebüt von Deus Ex aufregen? Nur dann, wenn sie kein Gerät besitzen, dass in der Lage ist, dieses Spiel abzuspielen. The Fall ist eine würdige Ergänzung der Serie, die man nicht verpassen sollte.
Deus Ex: The Fall
Genre: Shooter RPG
Entwickler: Eidos Montreal / N-Fusion
Plattformen: iOS (iPad 3+ oder Mini, iPhone 4S+, Ipod Touch 5), Android (irgendwann)
App Size: 808 MB, 1.5 GB (installiert)
Preis: $6.99
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