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Aliens: Colonial Marines - Der Spaß und Spiele Test

 

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Die Entwickler eines Spiels, das auf existierenden Medien basiert, haben drei Möglichkeiten. Sie können danach streben, dem Originalwerk so nahe wie möglich zu kommen, und der Authentizität Vorrang vor allem anderen einräumen. Sie können versuchen, etwas ganz Eigenes zu machen, und das Originalwerk nur als Startpunkt benützen. Oder Sie können versuchen, eine Balance zwischen Authentizität und Originalität zu finden. Es ist nicht ganz klar, welchen Weg die Macher von Aliens: Colonial Marines einschlagen wollten, aber eines steht fest: sie haben dabei kläglich versagt.

Das sind ganz schön viele Worte. Lassen Sie uns auf den Punkt kommen: Aliens: Colonial Marines ist ein furchtbares Spiel.

Wie der Titel andeutet, ist Aliens: Colonial Marines ein Spiel, das auf der Welt basiert, die von den vier Alien Filmen geschaffen wurde – präziser: die Handlung spielt nach den Ereignissen von Aliens, dem zweiten Film. Sie spielen einen jungen Marine namens Christopher Winter und es geht darum, nach und nach herauszufinden, was mit den Marines an Bord der U.S.S. Sulaco passierte.

...zunächst jedenfalls. Ihre Ziele ändern sich, je weiter Sie sich vorarbeiten – es kann damit beginnen, dass Sie ein Rätsel lösen müssen, dann auf einen Marine stoßen, den es zu retten gilt, und diesen schließlich rächen sollen. Die einzige Konstante inmitten dieser sich ständig ändernden Zielvorgaben ist, dass sich mit jeder neuen die Erkenntnis vertieft, dass man das Spiel noch ein wenig länger spielen muss.

Der Reiz besteht angeblich darin, dass man Schauplätze aus den Filmen erkunden, einige der wichtigsten Charaktere treffen und kultige Waffen benützen kann. Ich bin nicht unbedingt der größte Aliens Fan, aber ich weiß zu schätzen, dass die Filme Spannung und Atmosphäre sehr gut einsetzen und genau wissen, wann die Alien-Bedrohung auf die Charaktere losgelassen werden muss. Im ersten Film sieht man die außerirdische Kreatur kaum, aber das tut der Spannung keinen Abbruch.

Außerdem ist die Thematik interessant: unter anderem Mutterschaft, Vergewaltigung, Schwangerschaft – aber hier spielt das alles keine Rolle. Die Qualität des Skripts des Spiels reduziert sich auf mehr oder weniger launige Einzeiler und gelegentliche Zitate aus den Filmen; Ideen wie Mutterschaft werden auf keine bedeutsame Weise behandelt. Es geht nur um Sie, Ihre Waffe und Aliens, die sterben müssen. Gelegentlich müssen auch Menschen sterben.

Diese sehr einfältige Herangehensweise ist Teil des Problems, da das Spiel ja eine Fortsetzung oder Erweiterung der Filme sein möchte: es wird zu viel geschossen und es gibt viel zu wenig Spannung und bange Vorahnung. Das wäre ganz in Ordnung, wäre das Spiel auf mechanischer Ebene interessant – wenn es denn etwas Eigenständiges sein wollte -, aber das Schießen ist nicht gerade berauschend.

Keine der Schusswaffen macht beim Gebrauch sonderlich viel Spaß, woran sich auch mit Upgrades nichts ändert. Manche sind richtige Ärgernisse. Das Pulse Rifle (Pulsgewehr) wartet mit einem ganz ähnlichen Sound wie im Film auf, doch der ist alles andere als angenehm. In den Filmen störte das nicht allzu sehr, da dort nicht so wahnsinnig viel geschossen wurde.

Aber nachdem ich im Spiel vier Stunden lang immer denselben grellen Sound vernommen hatte, ertappte ich mich dabei, dass ich mental alles ausblendete, was auf dem Bildschirm geschah, nur um es bis zum Ende durchspielen zu können.

Einst glaubte ich, dass das Schlimmste, das ein Spiel tun kann, ist, den Spieler zu langweilen – und zunächst dachte ich, dass mich Colonial Marines einfach nur langweilen würde. Nach einer Stunde hielt ich es für einen mittelmäßigen Shooter, ein lizenziertes Spiel, das seine Langweiligkeit hinter seinem Ausgangsmaterial versteckt. Es ist bis zum Rand mit idiotischer AI gefüllt, die dafür sorgt, dass die Gegner entweder auf Sie losstürmen oder völlig stillstehen. Dazu kommt monotones Gunplay, das die Spieler bestenfalls kalt lässt und schlimmstenfalls aktiv abstößt. Nach rund einer Stunde haben Sie so ziemlich alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat; danach wiederholt sich alles mit leichten Variationen. Die Atmosphäre, die die Filme so gut machte, sucht man vergeblich.

Aber das Ganze ist noch schlimmer als das. Die fürchterlichen Geräusche, das schlechte Skript und die enervierenden Soundeffekte werden zu einer Art psychologischer Folter, die es schmerzhaft und mühsam macht, das Spiel überhaupt bis zum Ende durchzuspielen. Ich gebe Langeweile jederzeit den Vorzug vor Kopfweh und Übelkeit. Nicht jeder wird Klaustrophobie bekommen – einige Levels haben verdammt niedrige Decken -, aber so gut wie jeder, mit dem ich bisher sprach, äußerte sich negativ über die akustischen Inhalte. Außerdem ist es nahezu unmöglich, nicht zu bemerken, wie unglaublich langweilig das Spiel ist.

Besonders schlimm, ja geradezu hinterhältig, ist, dass die ersten 20 Minuten des Spiels vielversprechend sind. Vielleicht, dachte ich, vielleicht stolperte man bei Gearbox (oder bei dem Studio, das den Einzelspielerteil machte) über die magische Formel für ein tolles Alien Spiel. Ganz am Anfang, wenn man noch nicht weiß, was einen erwartet, sieht man, wie alles auseinanderbricht, und man muss sich auf den Motion Tracker (Bewegungssensor) verlassen, um einen Gegner zu finden, den man nicht sehen kann. Man hört Geräusche in den Wänden. Irgendetwas kommt.

Dann taucht das Alien auf – sehr kurz. Sie erhaschen einen flüchtigen Blick auf die Kreatur, während ihr Körper mit den Schatten verschmilzt, aber das passiert so schnell, dass Sie nicht reagieren können – und von da an taucht es immer wieder plötzlich aus der Dunkelheit auf, um blitzschnell wieder darin zu verschwinden.

Sie schießen blind, töricht – immer hoffend, einen Glückstreffer zu landen. Letztlich gelingt es Ihnen, das Alien zu töten, aber Ihr rasendes Herz weiß, dass es irgendwie gewonnen hat. Es ist tot, aber die Furcht ist geblieben.

Das ist nicht unbedingt meine Art Spiel, aber ich erkenne echte Spannung und Furcht, wenn ich damit konfrontiert werde. Colonial Marines hätte fantastisch werden können, wenn die Macher dieser Formel treu geblieben wären, aber von diesem Moment an beschränkt sich das Spiel darauf, ein Alien nach dem anderen auf Sie zu hetzen. Man hat gar keine Zeit, sich zu fürchten, wenn man permanent direkt angegriffen wird, und so wird das Ganze bald langweilig.

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Das hört sich danach an, als würde das Spiel gleich mit dem Highlight beginnen und dann bis zum Ende nur noch abflauen. Tatsächlich wird es ganz am Schluss noch einmal interessant.

Ich erreichte dieses Ende nach ungefähr vier Stunden (ja, vier Stunden). Ich werde Ihnen diesen Abschnitt des Spiels beschreiben (Spoiler!), da Sie ihre Zeit ohnehin nicht mit Colonial Marines vergeuden sollten. Falls Sie das Spiel dennoch spielen wollen, sollten Sie jetzt nicht mehr weiterlesen.

Im finalen Boskampf bekommen Sie es mit einer Xenomorph-Königin zu tun. Ihre Aufgabe besteht darin, sie loszuwerden, indem Sie die Gegnerin durch eine Luftschleuse hinausbefördern. (Kommt Ihnen das bekannt vor?) Um dies tun zu können, müssen Sie entlang einer Strecke etliche Schalter umlegen und dann einen allerletzten Button drücken. Zu diesem Zeitpunkt soll die Xenomorph-Königin mitten auf der Strecke stehen, damit Sie ins Weltall hinausgestoßen wird.

Wäre dieser Kampf einfach nur langweilig, wäre das eine Sache. Aber meine Kopie des Spiels schien unter einem Glitch zu leiden, der verhinderte, dass die Struktur auf der Strecke/Gleis sich mit der Königin verbindet, was zur Folge hat, dass die Königin in einer verrückten Animation herumhüpfte.

Also da war ich nun und versuchte eineinhalb Stunden lang – in einem Spiel das nur rund vier bis viereinhalb Stunden dauert! -, dieses idiotische schwerfällige Biest ins Weltall zu befördern, und versagte dabei, obwohl es im Grunde ziemlich einfach sein sollte. Legen Sie fünf Schalter um. Stellen Sie sicher, dass die Königin in der Mitte der Strecke/des Gleises steht. Ab ins Weltall. Nein.

Irgendwann überlegte es sich das Spiel anders und die Eliminierung der Königin funktionierte, obwohl ich nichts anders machte als die dutzenden Male davor. Aber ich hinterfragte dies nicht. Ich war überglücklich, als es endlich geschah, denn Aliens: Colonial Marines war endlich vorüber. Erledigt. Nie mehr wieder.

Während dieses Bosskampfes wurde mir schlagartig klar, dass ich es nie mehr sehen möchte, da überhaupt nichts Lohnendes zu bieten hat.

Nachdem ich den abscheulichen letzten Boss besiegt hatte, erhielt ich ein Achievement, dass nach Bill Paxtons kultigem Sager aus Aliens benannt ist: Game over, man. Wäre das doch nur der Fall gewesen. Ich musste mich auch noch dem Multiplayer widmen.

Mitunter kann kooperatives Spielen eine glanzlose Kampagne unterhaltsamer machen – aber in Colonial Marines ist es ein Nachteil. Die Balnace stimmt überhaupt nicht, was zur Folge hat, dass man mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die ohnehin schon kurze Kampagne eilt, während sich die Xenomorphs unter der kombinierten Kampfkraft von bis zu vier Spielern mehr oder weniger auflösen. Enge Gänge sind statt leicht gruselig nun schon fast komisch, denn Soldaten stoßen immer wieder zusammen, während sie von einem Schauplatz zum nächsten joggen. Einige der 10 Kapitel von Colonial Marines wirken, als wären sie von Anfang an für Co-op gemacht worden, während andere für mehrere Marines nicht wirklich geeignet sind.

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Einzig im Versus Modus, in dem von Spielern gesteuerte Marines in verschiedenen Spielmodi gegen von Spielern gesteuerte Xenomorphs antreten, zahlt es sich wirklich aus, mit anderen zu spielen. Besonders das Spielen als Xenomorps ist ein einzigartiges Erlebnis, denn das Third-Person-Gameplay in Verbindung mit der Fähigkeit, auf Wände und Decken zu klettern, um die Gegner zu verfolgen, macht großen Spaß. Selbst in der Rolle von Marines ist der Versus Modus unterhaltsam, da man es mit besser organisierten und intelligenteren Feinden als in der Kampagne zu tun bekommt. Deshalb ist es schade, dass diese Modi so reich an Bugs sind – Sie springen als Xenomorph einen Feind an und bleiben in einer Animation stecken oder spawnen, wobei die First-Person-Kamera aus der falschen Seite des Kopfes Ihres Charakters herausragt. Wäre der Multiplayer sorgfältig umgesetzt, würde er den Wiederspielwert von Colonial Marines doch beträchtlich erhöhen. Stattdessen ist er nur eine weitere verpasste Gelegenheit in einem Meer von Fehlern.

Das Videospielgenre hat James Camerons Aliens Film einiges zu verdanken, aber obwohl seine DNA in so gut wie jedem Science-Fiction-Spiel erkennbar ist, gibt es seit gut einem Jahrzehnt kein gutes Alien Spiel. Aliens: Colonial Marines setzt diesen enttäuschenden Trend fort und bietet eine Erfahrung, die mehr an Aliens: Resurrection als an Aliens erinnert.

PRO: Gelegentlich interessante und spannende Momente; Erkundung von Schauplätzen, die man aus den Filmen kennt; Begegnungen mit Charakteren aus den Filmen; die Möglichkeit, im Multiplayer als Xenomorphs zu spielen.

CONTRA: Unglaublich uninteressante Story; langweiliges Gameplay; schwerfällige Co-op-Kampagne.

Abschließende Bewertung

Spiel: 4,5

Spaßfaktor: 4,25

Das Spiel wurde auf PC und Xbox 360 getestet.

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