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Borderlands 2 – Der Spaß und Spiele Test

 

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Borderlands 2 ist ein First-Person-Shooter, der die Schusswaffen, die Sie finden, nach dem Zufallsprinzip generiert, wobei die Schadenswerte, Magazingrößen, Zielgenauigkeit und sogar die Zahl der zugleich abgefeuerten Projektile variiert werden. Das Ganze ist wie ein Rollenspiel aufgebaut: Sie leveln auf, indem Sie Feinde töten, verbessern die Fähigkeiten Ihres Charakters und finden Schusswaffen mit höherem Level, mit denen Sie Banditen und Monster mit höherem Level töten können, während Sie einen felsigen, hinterwäldlerischen Planeten erkunden.

Das war auch in Borderlands 1 schon sehr verlockend, aber hier wurde die Formel mit unglaublich süchtig machendem Effekt überarbeitet. Ich glaube ich hatte in Borderlands ein oder zwei Waffen, die mir wirklich gefielen, während die übrigen notwendige, aber wenig interessante Alternativen für bestimmte Situationen. In Borderlands 2 verfüge ich über jede Menge verrückter, durchschlagskräftiger und befriedigender Waffen und ein ganzes „alternatives“ Set in meinem Rucksack. Immer wieder hole ich diese Waffen hervor und vergleiche, welche gerade am wirkungsvollsten ist.

EditorsChoice1 Ich entwickle mich langsam zu einem Schusswaffenwissenschafter. Mitunter fülle ich alle vier Waffen-Slots mit verschiedenen Arten von Schrotflinten und springe dann mitten hinein in ein Nest von Skags – wie man das nun einmal macht -, um Erfahrungen zu sammeln und Notizen zu machen.

Die Jakobs verfügt über die richtigen Werte – 24 Schrotkugeln, die je 600 Schaden zufügen -, aber sie ist recht mühsam zu laden, weshalb die Hyperion aufgrund ihres größeren Magazins gegen Gruppen die bessere Wahl ist. Aber es ist schwer, die Tediore aus der Hand zu legen, da man sie, wenn man keine Munition mehr hat, auf einen Feind werfen kann, wo sie explodiert, worauf man per Teleportation sofort eine neue in Händen hält. Und verdammt, ich finde keine Skags mehr, die ich für meine Studien „missbrauchen“ kann.

Allein schon diese große Abwechslung bei den Waffen lässt Borderlands 2 auf eine Weise stets frisch wirken, die man bei anderen Shootern schmerzlich vermisst. Deshalb ist es seltsam, dass das Spiel mit einem unendlich langsamen einführenden Segment beginnt, bei dem auf alles verzichtet wird, was dieses Spiel gut macht. Es dauert Ewigkeiten, bis die erste zufällig generierte Schusswaffe zu finden ist – und danach erhält man viel zu lange nur unnützen, viel zu ungenauen Dreck. Die Quests werden im späteren Verlauf des Spiels zu wahren Highlights, aber in der ersten Stunde sind sie so mühsam, dass man darob fast verrückt wird. Die meiste Zeit versuchen Sie herauszufinden, warum Ihr Roboterführer Claptrap nicht mehr an Ihrer Seite ist. Zumeist liegt es daran, dass er irgendwo steckengeblieben ist.

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Das ist deshalb ein Problem, weil Sie dieses Intro im Gegensatz zu anderen, die ähnlich schlecht geraten sind, vermutlich mehr als einmal durchspielen werden. Selbst wenn Sie sich auf eine Klasse beschränken, können Sie das Spiel, gleich nachdem Sie es beendet haben, neu starten und Ihren Charakter mit hohem Level in einem Modus nützen, in dem Feinde und Beute mit sehr hohem Level warten. Und falls Sie dies nicht tun möchten, gibt es drei weitere Klassen, die darauf warten, ausprobiert zu werden.

Der Commando kann einen Geschützturm aufstellen, was einiges an Planung erfordert: sie können Scherenbewegungen ausführen, aber das hilft Ihnen nicht bei der Flucht, falls Sie einen Fehler machen.

Die neue Siren kann einen einzelnen Gegner vorübergehend in die Luft heben und so kampfunfähig machen, wobei die Aufladezeit dieses Skills so kurz ist, dass er in jedem Kampf eingesetzt werden kann. Es ist spektakulär und cool, in die Luft zu springen und das schwebende Opfer mit einem Schrotflintenschuss zu erledigen.

Der Gunzerker kann sich in einen Zustand der Wut (Rage) hineinsteigern, in dem er zwei Schusswaffen zugleich verwenden kann, während er Gesundheit und Munition regeneriert. Das macht Spaß, aber die Perks, die er durch Aufleveln freischalten kann, sind weniger interessant: es handelt sich fast ausschließlich um prozentuelle Verbesserungen von diesem und jenem.

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Der Assassin kann sich einhüllen und so unsichtbar machen und zugleich ein Hologramm seiner selbst zurücklassen, damit sich die Feinde weiter auf seine vormalige Position konzentrieren. Ich machte ihn zu meinem ersten Charakter und verbesserte ihn so, dass ich nach jedem Kill Verstärkungen bestimmter Skills erhielt. Der ultimative Skill in diesem Tree ermöglichte mir, getarnt zu bleiben, wenn es mir gelang, einen Feind im Nahkampf mit einem Treffer zu töten. So konnte ich unentdeckt ganze Gruppen ausschalten, indem ich die Schwächsten zuerst erledigte und dann weitermachte, bis nur noch der stärkste Gegner übrig war.

Mehr als im ersten Spiel passen diese Fähigkeiten im Co-op zusammen: der Gunzerker kann waghalsiger sein, wenn Freunde in der Nähe sind, die in wieder beleben, der Assassin profitiert von abgelenkten Feinde und es ist für alle ein Segen, wenn der stärkste Gegner plötzlich von der Siren in die Luft gewirbelt wird.

Das Interface für den Eintritt in ein Co-op-Spiel ist diesmal viel netter gestaltet und es ist besser im Umgang mit den Quests, die man gemeinsam in Angriff nehmen möchte. Aber der streit darüber, wer welche Beute erhält, bleibt einem nicht erspart.

Mehr als die Fähigkeiten der Klassen sorgt das Design der Feinde dafür, dass die Kämpfe abwechslungsreich und frisch bleiben. Der Goliath ist wahrscheinlich mein Lieblingsgegner. Als ich in einem Banditencamp mit zwei dieser Typen konfrontiert war, schoss ich einem in den Kopf. Zunächst schien er nur überrascht zu sein. Dann wurde er wütend – wütend genug, um auf seine Freunde loszugehen. Er wandte sich dem anderen Goliath zu und schrie: „Ever been strangled with your own intestines?” („Wurdest Du je mit Deinen eigenen Eingeweiden stranguliert?“) Dann erbrach er einen Strom Säure direkt in das Gesicht des anderen.

Sein Opfer war verdutzt. „Why are you so mean?” („Warum bist Du so gemein?“) fragte er, während die säurehaltige Kotze an ihm heruntertropfte. Dann kämpfte er zurück.

Allein das ist schon erstklassige Unterhaltung. Aber das Ganze hat einen Haken: Wenn der Goliath seinen Freund töten, wird er mit jedem Kill noch stärker. Falls Sie nur an der Ablenkung interessiert sind, weil Sie sich am Lager vorbeischleichen möchten, ist das perfekt. Wenn Sie ihn jedoch töten müssen, sollten Sie sich genau überlegen, wie viel Schaden sie ihn davor anrichten lassen.

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Dann sind da auch noch die Roboter. Ich hatte meine Zweifel, ob es Spaß machen würde, Metall statt Fleisch zu durchlöchern, was wohl den Eindruck vermittelt, ich wäre ein nicht gar so guter Mensch. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Sie können Robotern zwar nicht in den Kopf schießen, aber ihre Gelenke sind Schwachstellen. Falls Ihnen eine Waffe eines Droiden besonders großen Schaden zufügt, können Sie genau zielen und diesen Arm einfach abschießen.

Fliegende Reparaturdroiden versuchen, die anderen auf dem Schlachtfeld zu reparieren. Jet Loaders verwandeln sich von Humanoiden in Kampfjets und beschießen Sie mit Raketen. Bull Loaders können ihre Schilde auf den Boden stellen und sie wie Bulldozer rammen. Und Constructors bringen langsam, aber ständig neue Bots hervor, bis sie getötet werden.

Aber das Beste ist, dass die Roboter, die Banditen und all die riesigen Tiere dieser Welt einander hassen. Eine riesige Stealth-Fledermaus in einen Kampf mit einer Gruppe Killbots zu locken, ist genau das, was ich machen möchte.

Die Roboter gehören Hyperion, dessen CEO Handsome Jack der wortreiche Antagonist der Hauptquest ist. Die Dialoge im Rahmen der Haupthandlung sind oft lustig, aber mitunter auch nicht ganz passend: jedes Mal, wenn versucht wird, Jack zu dämonisieren oder die eigenen Freunde zu rühmen, wird das Ganze unnötig grausam oder aufdringlich selbstgefällig.

Die Nebenmissionen sind eine andere Geschichte. Da es bei ihnen nicht darum geht, die Welt zu retten, wird die Möglichkeit genützt, mit den Eigenheiten der Charaktere Spaß zu haben, die in Borderlands immer einer der Höhepunkte sind.

Ich veranstaltete eine Teeparty für ein 13-jähriges Mädchen. Ich schoss Photos, um einen Mechaniker zu seinen abgrundtief schlechten Gedichten zu inspirieren. Eines der Missionsziele bestand darin, eine langweilige Party zu ertragen. Ich musste eine Schießerei gegen zwei andere Kopfgeldjäger bestehen, die nach denselben versteckten Waffen suchten wie ich. Ich half einem nicht mehr richtig funktionierenden Roboter dabei, sich einzubilden, er wäre ein Mensch. Ich versuchte, einen Mord aufzuklären, und erschoss den falschen Kerl. Ich wurde von auf Skags reitenden Polizisten verfolgt, die fünf Levels zu stark für mich waren, als ich nach einer verfluchten Schusswaffe suchte. Und ich übernahm den Auftrag, mich selbst zu töten – und führte ihn aus.

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Die Mühen und der Einfallsreichtum, die in diese Nebenmissionen einflossen, machen diese zu einem ständigen Vergnügen und die schiere Zahl dieser aufgaben ist überwältigend. Ein großer Teil des Spiels dreht sich um diese Nebenmissionen – und es ist verdammt groß. Ich fand vermutlich rund die Hälfte dieser Missionen und benötigte mehr als 35 Stunden, um das spiel durchzuspielen.

Die Hautpquest führt Sie an einige coole Orte, aber das Vergnügen wird leider nur allzu oft durch die unverhältnismäßig starken Bosse getrübt. Wenn man in einem Bosskampf stirbt, geht der ganze Schaden, den man zugefügt hat, ebenso verloren wie die dafür aufgewendete Zeit und die verbrauchte Munition. Ich machte einmal den Fehler, die in der Nähe gelegene Schnellreisestation zu benützen, um in einem Shop Munition zu kaufen. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich nicht direkt an diese Stelle zurückkehren konnte, sondern die gesamte Mission noch einmal erledigen musste, wobei alle Feinde wieder auftauchten.

Zum glück können Sie ordentlich aufleveln, indem Sie zuerst die Nebenmissionen erledigen, bei denen solche Probleme generell nicht auftreten.

Die Grafik ist mehr als ansehnlich, doch auf dem PC gibt es eine Kleinigkeit zu bemängeln: Die Levels werden vor den Texturen bereit sind, weshalb alles einen Moment lang grässlich verschwommen aussieht.

Ich habe Borderlands 2 in den vergangenen fünf Tagen fast ununterbrochen gespielt und werde gleich weiterspielen, sobald ich mit der Niederschrift dieses Testberichts fertig bin. Das Spiel ist zwar nicht durch und durch brillant, aber ich kann mich an keinen Einzelspielershooter erinnern, der mir mehr Stunden Spielspaß verschafft hätte. Mein zweites Durchspielen mit dem Assassin ist genauso interessant wie der Neustart mit einer anderen Klasse - und ich habe vor beides zu tun.

Es scheint nicht ganz angebracht, ein Spiel nach der Quantität zu beurteilen, aber hier geht es um Quantität der Qualität. Borderlands 2 ist das Geld wirklich wert.

PRO: Neue Spieltiefe; eine alberne, aber gute Geschichte; fantastische Begegnungen und Kämpfe.

CONTRA: Keine gute Verbindung zwischen Online-Co-op und Ihrer Kampagne; wirkt künstlich verlängert und aufgebläht; die Nebenmissionen reichen von grenzgenial bis banal.

Abschließende Bewertung

Spiel: 9,0

Spaßfaktor: 9,25

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