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Dragon’s Dogma (PS3/Xbox 360) - Der Spaß und Spiele Test

 

Das geschwätzige Dragon’s Dogma eignet sich eher für Söldner als für Ritter der Tafelrunde

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In DragonHeart, dem Film aus dem Jahre 1996, leiht Sean Connery dem Charakter Draco, dem letzten Drachen der Welt, seine unverwechselbare schottische Stimme. Draco rettet einen im Sterben liegenden Prinzen, indem er ihm ein Stück seines Herzens borgt. Dieser junge Mann hat großes Glück, im England des 10. Jahrhunderts einen Drachen zu finden, der noch dazu Herzchirurg ist. Die meisten Drachen ähneln nämlich eher demjenigen in Capcoms Action-Rollenspiel Dragon’s Dogma, der eher eine Herzenstehler denn ein Herzengeber ist. Nachdem sich Ihr Charakter zu einer leichtsinnigen Attacke hinreißen lässt, krallt sich der Drache Ihr Herz, plappert in seiner Drachensprache irgendwelchen Kauderwelsch und fliegt davon, während Sie sterbend am Strand zurückbleiben.

Er hätte die Sache zu Ende bringen sollen. Wenn Ihr Charakter wieder zu sich kommt, sieht er, für das was ihm widerfahren ist, ziemlich gesund aus. Lediglich eine große Narbe auf der Brust und der verdächtige Mangel an Blutzirkulation weisen auf die Begegnung mit dem Drachen hin. Die Leute bezeichnen Sie nun respektvoll als den „Arisen“ (Auferstandenen) und Sie starten eine neue Karriere. Was ist die Aufgabe des Arisen, der auf so spektakuläre Weise den Gesetzen der Biologie widerspricht? Er soll selbstverständlich den Drachen erlegen.

Hmm, ein Open-World-Spiel mit einem vorhergesagten, vom Drachen gezeichneten Protagonisten. Ja, das erinnert stark an den Dragonborn, den Helden von Bethesdas Rollenspielhit The Elder Scrolls V: Skyrim aus dem Vorjahr. Die Vergleiche sind unvermeidlich. Die Atmosphäre von Dragon’s Dogma hat allerdings weniger mit Skyrim gemein, sondern hat starke Ähnlichkeit mit derjenigen von Oblivion, bis hin zum wenig schmeichelhaften Rendering der Gesichter und den Amok laufenden Anhängern des Todeskults.

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Die Spieler können das Spiel als Magier, Krieger oder „Strider“, eine ninjaartige Schurkenklasse, beginnen. Außerdem müssen Sie Ihren „Pawn“ (Bauer) Begleiter gestalten und ausrüsten, der für die Dauer des Spiels an Ihrer Seite bleiben wird. Das Pawn-System is Dragon’s Dogmas wichtigster Beitrag zum Genre. In Spielen mit ähnlicher Drachenthematik – etwa BioWares Dragon Age – haben die Spieler Zugang zu den immer selben Begleitcharakteren, die mit ihrer eigenen vorgegebenen Persönlichkeit und einer ebenfalls vorgegebenen Agenda ausgestattet sind. In Dragon’s Dogma ist es äußerst unwahrscheinlich, dass zwei Spieler mit demselben Pawn auf Abenteuerreise gehen werden. Das liegt daran, dass Sie jeden Pawn (Bauern), dem Sie begegnen, als Begleiter mitnehmen können. Noch besser ist, dass jeder Haupt-Pawn eines jeden Spielers auf dem Server gespeichert wird und dann allen anderen zur Verfügung steht, die das Spiel spielen.

Dieses System sorgt für eine amüsante Dynamik, die an die alberneren Aspekte der Charaktererstellung in traditionellen Rollenspielen erinnert. So ähnelten einige der Fähigkeiten meines ursprünglichen Begleiters zu stark meinen eigenen. Eines Tages lungerte ich vor dem Wirtshaus in der Hauptstadt Gran Sorem herum und begegnete dem starken Barbaren Dan. Ich entließ sofort meinen bisherigen Pawn und engagierte den riesigen Kerl. Es ist durchaus möglich, dass Dan von einem zehnjährigen Mädchen irgendwo in England gestaltet wurde, aber dieser große, starke Kerl mit dem suburbanen Namen passte perfekt in mein Team.

Je länger sie mit Ihnen unterwegs sind, desto mehr passen sich die Pawns an Ihre Spiel- und Kampfweise an. Leider entwickeln sich ihre Persönlichkeiten nicht entsprechend weiter und es hilft auch nicht, dass sie nicht gerade von den besten Sprechern gesprochen werden. Das wäre kein allzu großes Problem, würden die Pawns nicht ständig quasseln. In Skyrim können Sie tagelang in herrlicher Stille vor sich hin spielen, ohne mit irgendjemandem zu interagieren. Die Pawns können einfach nicht verstehen, dass es nicht möglich ist eine Chimäre totzuplappern, und das müßige Geplauder ist so endlos wie ärgerlich.

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Die Story ist selbst für die nicht gerade hohen Standards des Genres mehr als dürftig. Die Hauptaufgabe – die eigenen lebenswichtigen Organe aus den Klauen des Drachen zurückzuholen und dessen quasi-chirurgischem Treiben ein Ende zu setzen – inspiriert einen nicht gerade zu Heldentaten. Der Schwung der Reise wird oft durch damit in keiner Verbindung stehende Nebenaufgaben unterbrochen, etwa die Beschaffung von verstaubten Büchern über dunkle Magie oder die Beseitigung einer Goblinplage. Das ist ganz in Ordnung, wenn Sie eher der Söldnertyp sind, aber eher lästig, wenn Sie ein streng auf das Endziel fixierter Ritter im Stil von Sir Galahad sind,

Die Kämpfe haben jedoch einiges zu bieten. Gleich von Anfang an können Striders Gegner raffiniert ausschalten – und zwar mit zwei Dolchen. Verbesserbare Combos ermöglichen Ihnen, Ihre Mordmethoden maßzuschneidern. Krieger können ihre defensiven Fähigkeiten so stark ausbauen, dass sie nur sehr schwer zu töten sind, während Magier Fähigkeiten erwerben können, die auf eine Elementarartillerie hinauslaufen, die gegen größere Gegner wahre Wunder wirkt. Sie werden all diese Fähigkeiten und noch weitere benötigen, denn einige der größeren mythologischen Feinde, denen Sie begegnen, sind furchterregend und die Dungeons sind düster, gewunden und lang. Es ist leicht, Dragon’s Dogma dafür zu kritisieren, dass es in vielerlei Hinsicht nicht mit Skyrim mithalten kann, aber während man den Rücken eines Zyklopen hochläuft, um einen besseren Winkel fürs Zustechen zu finden, erkennt man, dass es auch Dinge gibt, die der Dragonborn nicht gar so gut kann.

PRO: Eine herausfordernde, ziemlich brutale Welt; Charakterklassen, die sich sehr unterschiedlich spielen; die Möglichkeit, Combos zusammenzustellen, statt einfach nur +1 Intelligenz zu erhalten.

CONTRA: Nicht gerade überzeugende visuelle Präsentation – vor allem die Gesichter lassen zu wünschen übrig; sich wiederholende Dialoge; steile Lernkurve.

Abschließende Bewertung

Spiel: 6,0

Spaßfaktor: 6,5

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